
Frühkindliche Regulationsstörung und Anpassungsstörung
Wenn Du wissen möchtest, ob Dein Baby unter einer Anpassungsstörung oder Regulationsstörung leidet, möchte ich Dich zuerst zu drei kleinen Ausflügen mitnehmen.
Hast Du Lust? Denn danach kannst Du gleich viel besser verstehen, was solche Anpassungsprobleme zu bedeuten haben 🥰
Nein, leg´ die Wickeltasche wieder weg, denn wir reisen nur in unserer Fantasie!
Anpassungsstörungen verstehen mit Gedankenausflügen
Anpassungsstörung in der Fantasiereise: Die Gefühle

Du spielst im Schwimmbad. Das Wasser spritzt, Du bist schwerelos, frei. Dein lautes Lachen und Jubeln mischen sich mit dem Lachen anderer Kinder. Es macht so Spaß!
Du siehst Deine Eltern aus den Augenwinkeln am Beckenrand stehen. „Komm raus jetzt, Du hast schon ganz blaue Lippen!“
Aber Dir ist nicht kalt, Dir ist mollig warm, heiß sogar, Du spielst so wild!
„Komm bitte raus!“ Deine Mama hat schon das Handtuch in den ausgestreckten Armen.
Na gut! Langsam watest Du zum Beckenrand und ziehst Dich aus dem Wasser. Nur wenige Schritte bis zu Deinen Eltern.
Und doch frierst Du sofort. Du zitterst sogar! Dabei war doch eben noch alles so warm.
Das Handtuch reicht nicht. Die Luft fühlt sich ganz kalt an, Du fühlst Dich plötzlich müde und hungrig gleichzeitig.
Anpassungsstörung: Die Geräusche

Du bist einige Jahre älter. Du tauchst. Mit der neuen Taucherbrille macht es besonders viel Spaß.
Alles sieht unter Wasser ganz anders aus, exotisch und doch vertraut. Leise ist es unter Wasser nie:
Es rauscht, das Lachen und Rufen der anderen Kinder über Wasser mischt sich hier unten zu einem rauschenden Geräuschebrei.
Du tauchst auf, schüttelst Deine Haare aus und ziehst die Brille ab. Nun hörst Du alles ganz klar, sogar überklar, laut, hallend.
Du nimmst alle Worte gleichzeitig war, Satzfetzen schwirren durch Deine Ohren. Einen kurzen Moment ist es unangenehm.
Dann hast Du Dich wieder daran gewöhnt.
Anpassungsstörung: Das warme Dunkel

Du sitzt im Kino. Was für ein Film! Gerade läuft der Abspann.
Gerne bleibst Du noch ein bisschen sitzen und redest mit Deiner Freundin über das Ende. Die Filmmusik wird leiser. Die anderen Leute sind schon fast alle gegangen. Nun steht ihr auch auf, werft eure Becher in den Mülleimer und verlasst das Kino.
Es ist schon Nachmittag und doch blendet Dich das Licht so stark, dass Du unwillkürlich die Augen zukneifst. Wahnsinn, ist das hell! Du bleibst stehen.
Nach wenigen Sekunden haben sich Deine Augen an das Licht gewöhnt. Es kommt Dir nun schon nicht mehr hell vor, im Gegenteil, es wird ja schon bald dunkel.
Diese kleinen Schwierigkeiten, das kurze geblendet sein nach dem Kino, dass Bibbern nach dem Planschen, das alles sind minikleine Anpassungsprobleme 💡
Lass` und nun einmal auf Dein Baby schauen:
Warum haben Babys Anpassungsstörungen?

Dein Baby war monatelang in Deinem Bauch. Vielleicht hast Du es im Ultraschall strampeln und hin und her schwimmen sehen. Hat es vielleicht sogar am Daumen gelutscht?
All das war möglich (und nach der Geburt erst mal nicht mehr) auf Grund der Schwerelosigkeit im Fruchtwasser.
Dein Baby hat Geräusche wahrgenommen. Stimmen, Darmgeräusche, Herzklopfen, vielleicht Musik, Alltagsgeräusche. Diese Geräusche waren jedoch gedämpft, verfremdet, vom Wasser aufgeweicht.
Dunkelheit. Dein Baby war lange eingehüllt in vertraute Dunkelheit, warme Schwärze (denn Farben konnte es noch nicht sehen). Kein Grund zum Angst haben, nein: Sicherheit, Geborgenheit.
Dein Baby wurde bewegt. Ständig und immer. Es wurde zu den Schritten seiner Mama geschaukelt.
Sogar, wenn Mama im Bett lag, bewegte sich ihr Blut, arbeiteten ihre Organe. Dein Baby wurde die ganze Schwangerschaft daran gewöhnt, in Bewegung zu sein und getragen zu werden (und wenn Tante Hilda meint, Du verwöhnst Dein Baby durch vieles Tragen, dann weißt Du jetzt, wieso das Quatsch ist).
Was hat das nun mit Anpassungsstörungen zu tun? Wir schauen weiter den Weg Deines Baby an:
Anpassungsstörungen nach der Geburt

Nun kommt Dein kleines Baby zur Welt. Vielleicht ist dieser Start holprig (eine lange und schwere Geburt, ein ungewünschter Kaiserschnitt), vielleicht nicht.
Viel wichtiger ist jedoch
- erstens die Veränderung, die nun zwangsläufig kommt: Es ist laut, es gibt Schwerkraft, es ist hell, es ist kalt!
- zweitens die Persönlichkeit Deines Babys: Wie sensibel und empfindsam reagiert es auf Veränderungen? Wie reif ist es schon in seinem Charakter?
Anpassungsstörungen und die Persönlichkeit Deines Babys
Entscheidend, liebe Mama, ist nicht, wie stressig Deine Schwangerschaft war, wie oft Du Streit hattest oder ob Du bei der Geburt Angst gehabt hast.
Nein, entscheidend ist, wie Dein Baby darauf reagiert. Und das hängt von der Persönlichkeit Deines Babys ab, dem Charakter, den es mitbringt.
👉🏼 Das kannst Du nicht beeinflussen.
Und deshalb darfst Du Dir jetzt auch verzeihen: Du hast nicht Schuld daran, dass Dein intensives Baby soviel weinen muss 💜
Ich sage Dir was:
Ich hatte beispielsweise 4 wundervolle Hausgeburten und doch haben alle meine Babys sehr viel geschrien – denn es hatte ganz andere Gründe.
Wenn Neugeborene vor dem Einschlafen weinen
Damit bist Du nicht alleine – es gibt etliche Gründe, weshalb Neugeborene beim Einschlafen weinen. Die fünf Gründe, die mir am häufigsten begegnet sind, zeige ich Dir für 0€ hier:

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Was sind Anpassungsstörungen bei neugeborenen Babys?

Oben haben wir gesehen, wie es zu Anpassungsstörungen kommen kann. Aber was meint dieser Begriff denn eigentlich genau? Ist das eine Krankheit?
Die echten Anpassungsstörungen in der Medizin
Ja, Anpassungsstörungen sind eine Krankheit und international als psychische Störung gelistet (ICD- 10 Kapitel V (F): F43.2).
Sie sind definiert als „Zustände von (…) Leiden und emotionaler Beeinträchtigung (…) nach einer entscheidenden Lebensveränderung, nach einem belastenden Lebensereignis (…).“
Als Beispiele, wann Anpassungsstörungen auftreten, werden beispielsweise genannt
- Trauerfall
- Trennungserlebnis
- Flucht
Hm, das klingt jetzt nicht gerade nach keinen Babys, oder?
Weiter geht es mit der medizinischen Definition:
Anpassungsstörungen beginnen normalerweise innerhalb eines Monats nach dem Erlebnis, die Symptome dauern meistens 6 Monate an. Symptome von Anpassungsstörungen sind zum Beispiel
- Depressive Stimmung
- Angst
- Besorgnis
Es ist in der Definition die Rede von Jugendlichen, von Kindern… aber, na sowas: nirgends von Highneedbabys oder Schreibabys!
Anpassungsstörungen bei Babys? Ausgetrickst!
Vermehrtes Babyschreien wird in den internationalen Systemen nicht genug berücksichtigt. Das heißt, die offizielle, internationale Definition von Anpassungsstörungen passt nicht auf Babys, und wird trotzdem vergeben, weil es keinen anderen offiziellen Namen für solch ein Verhalten von Babys gibt!
Und das bedeutet: es ist deshalb medizinisch und diagnostisch nicht korrekt, bei Babys von Anpassungsstörungen zu sprechen – es ist ein Begriff, den wir zwar benutzen, der aber keine eindeutige wissenschaftliche Basis hat.
Keine Anpassungsstörungen bei Babys, sondern…
Treffender wäre eher „Anpassungsschwierigkeiten“ oder „Anpassungskrisen“. Und ich persönlich mag ja die Begriffe „Bauchheimweh“ oder „Geburts-Jetlag“ 💜
Genau wie die Begriffe „Schreibaby“, „Highneedbaby“ oder „Dreimonatskoliken“ meinen wir Eltern mit dem Begriff „Anpassungsstörung“ ja meist keine Diagnose, keine Krankheit bei unseren Babys.
Wir geben diese ganzen Namen, weil es keine anderen gibt, obwohl so viele Babys untröstbar und viel schreien.
Wenn Du so ein Baby hast:
Es gibt jede Menge Hilfe für euch:
- Meinen beliebten Selbsthilfe-Ratgeber mit Beruhigungsmethoden speziell für sehr unruhige Babys: Ratgeber anschauen 🥰
- Am Ende vom Geld ist noch so viel Monat übrig? Dafür habe ich eine 0€-Übersicht für Hilfen im deutschsprachigen Raum für Babyeltern: Schau` gleich mal hier
Hat mein Baby eine Anpassungsstörung?

Ab wann sprechen nun die meisten Menschen von Anpassungsstörungen bei Babys?
Damit sind die Startschwierigkeiten gemeint, die manche Babys zu Beginn ihres Lebens haben und die vollkommen normal sein können (und anstrengend 😉).
Symptome von Anpassungsstörungen bei Babys
Symptome von Anpassungsschwierigkeiten bei Babys können sein
- Sie sind körperlich gesund
- Schreistunde abends (untröstbares Schreien über Stunden)
- Vermehrtes Schreien am Tag
- Das Baby lässt sich nicht gerne ablegen, oft nicht mal in den Kinderwagen oder in die Federwiege
- Hartes Bäuchlein, Beine anziehen, das Baby sieht aus, als hätte es Bauchweh
- Unzufriedenheit, quengeln
- Wichtigstes Symptom: All dies wird nach 2 bis 5 Monaten spürbar viel besser. Leider weißt Du nicht vorher, ob Dein Baby nur Anpassungsschwierigkeiten hat oder noch länger viel schreien wird 🥴
Woher kommen Anpassungsschwierigkeiten?
Viele Babys leiden in der ersten Zeit unter Bauchheimweh, also unter einem “Jetlag” von der riesigen Umstellung zwischen der Zeit in der Gebärmutter und der Welt hier draußen.
Nicht alle schreien exzessiv:
Sehr viele sind auch einfach unruhig, wollen viel auf den Arm, stillen viel (leider bekommen einige Mamas dann gesagt, dass sie zu wenig Milch hätten😔 Dabei sucht das Baby einfach die ultimative Beruhigungskombi an Mamas Brust: Herzschlag, Wärme, Mamas Geruch und das beruhigende Nuckeln der leckeren Milch🥰).
Es ist noch nicht ganz klar, wieso sich viele Babys so verhalten (und sogar die Babys einiger Affenarten sind in den ersten Lebenswochen unruhiger als sonst).
Hier ist ein Erklärungsversuch 👇🏼
Sind alle Babys Frühgeburten?
Manche Wissenschaftler denken, dass Menschenbabys wegen ihres großen Gehirnes früher geboren werden, als gut für sie ist:
Denn sonst würde unser riesiger Dickschädel nicht durch das weibliche Becken passen!
Immerhin hat sich das menschliche Gehirn im Laufe der Evolution bis heute ungefähr verdreifacht 😯 Das könnte heißen, dass Babys in den ersten 2-5 Monaten eigentlich noch in den Bauch gehören – die Mütter sie dann aber nicht unbeschadet zur Welt bringen könnten.
Wenn diese Theorie stimmt, heißt dass, das Menschenbabys alle Frühgeburten sind- und das würde auch das aufgeregt, verzweifelte und unruhige Verhalten in den ersten Monaten erklären.
Was hilft wirklich bei Anpassungsstörungen?

Oben haben wir gesehen, dass Babys nach der Geburt viele Veränderungen durchleben müssen. Diese Veränderungen können zu Anpassungsschwierigkeiten bei Babys führen.
Aufgepasst, jetzt kommen goldenen Tipps ✨
Goldtipps bei BauchHEIMweh
So kannst Du Deinem Baby diese Zeit erleichtern (aber das Schreien nicht ganz verhindern! Bitte keine falschen Erwartungen):
- Abgedunkelte Räume: Besonders bei der Geburt, aber auch in den Tagen danach; Schatten im Gesicht; Mützchen mit Schirm, der die Augen beschattet; bei sehr sensiblen Kindern immer wieder Phasen in abgedunkelten Bereichen einplanen)
- Zarte Gerüche: Kein Parfüm, kein starkes Deo, lieber parfümfreies Waschmittel. Auch parfümfreie Seife kann bei Anpassungsstörungen helfen.
- Gekonntes Beruhigen mit Bauchreizen (sie erinnern Dein Baby an die Zeit in der Gebärmutter) und was Deinem kleinen Baby noch mit seinen Anpassungsschierigkeiten helfen kann, findest Du im Selbsthilfe-Ratgeber: Klick
- Tragen: Im gut gebundenen Tuch oder Tragehilfe. Ohne Witz: Neben Dauerstillen kann das Tragen lebensverändernd mit intensivem Baby sein – besonders, wenn Du lernst, entspannt auf dem Rücken zu tragen. Ich kann nur raten, in eine gute Trageberatung zu investieren (gibt es mittlerweile auch online!).
- Stillen, stillen, dauerstillen: Falls Du nicht so lange stillen konntest, wie Du wolltest, überlies` das jetzt bitte (deshalb kommt dieser Punkt auch am Schluss, ich möchte Dir nicht weh tun💜)
- Du kannst Dein Baby nicht zu viel stillen (außer in manchen Fällen von Reflux). Eine chillige Möglichkeit, mit Bauchheimweh umzugehen, ist Dauerstillen. Das machen sowieso alle Babys (die vollgestillt werden) irgendwann: Durch Dauerstillen wird die Milchproduktion angeregt. Ein Baby, das einen Wachstumsschub vor sich hat, gibt damit sozusagen die Milchbestellung für den nächsten Tag auf: Es regt die Brust an, mehr Milch zu produzieren.
- 💡Du kannst das Dauerstillen nutzen, um Dich zu erholen und auch, um Zeit mit dem anderen Elternteil zu verbringen:
- Pflanz` Dich gemütlich auf die Couch (Snacks und Getränke in Reichweite) und lege Dein kleines intensives Bay zum Stillen an die Brust. Jetzt kannst Du in Ruhe einen Film schauen (bei empfindlichen Babys mit Kopfhörern), während Dein Baby sein Bauchheimweh “wegstillt”
- Bitte nicht einschlafen, denn die Couch ist kein sicherer Schlafort für Babys!
Wieso Schreien bei Anpassungsstörungen clever sein kann

Babys können durch Schreien auch Spannungen und unangenehme Gefühle loslassen.
Deshalb kann es sein, dass Dein Baby sich gerade überhaupt nicht beschwert – sondern dass es seinen unangenehmen Gefühlen Luft machen möchte.
Das kann ein sehr gesunder Prozess sein (wenn Du schon einmal in den Armen Deiner besten Freundin geweint hast, weißt Du, was ich meine).
Ob das Schreien Deines Babys so ein gesundes Schreien ist, kannst Du hier herausfinden.
Welche Folgen haben sogenannte Anpassungsstörungen für Babys?

Viele Eltern sorgen sich, dass ihr Baby vielleicht eine Krankheit hat, dass es möglicherweise ADHS, Autismus oder sonstige Diagnosen bekommen wird – weil es soviel schreit.
Lass mich dazu ganz klar sagen:
Nein, Dein Baby wird keine Krankheit vom Schreien bekommen!
Entweder hat Dein Baby bereits eine Krankheit oder eine Störung in sich, dann ist das Schreien ein Symptom und verschlimmert diese Krankheit oder Störung nicht.
Oder es schreit aus den oben genannten Gründen: aus Anpassungsschwierigkeiten, Bauchheimweh.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Dein Baby nach einigen Monaten komplett mit dem vermehrten Schreien aufhört und nichts mehr an die schwere Anfangszeit erinnert.
Bitte lass` Dich nicht verunsichern (und suche nicht soviel im Internet herum 😉 ).
Auch können Anpassungsschwierigkeiten mit untröstbarem Schreien auf einen bestimmten Charakter Deines kleinen Babys hindeuten. Womöglich ist es sehr sensibel? Dann wird das Schreien jedoch länger dauern als die ersten Monate. Feststellen, ob Dein Baby einen solchen Charakter hat, kannst Du mit Hilfe dieses E-Books: Hier 💜
Folgen von Anpassungsstörungen bei den engsten Bezugspersonen
Andererseits gibt es jedoch sehr wohl Folgen von sogenannten Anpassungsstörungen bei Babys: Nämlich bei Dir.
Bei der Mama, bei den Eltern.
Die häufigsten Folgen von Babys mit Anpassungsschwierigkeiten, Highneedbabys und Schreibabys sind:
- Selbstvorwürfe (weil Du denkst, dass Du etwas übersiehst und Dein Baby deshalb schreit)
- Konflikte in der Paarbeziehung (weil ihr viel streitet, vor allem während der Schreistunden)
- Depressive Gefühle oder andere Symptome von Depressionen (weil Schlafmangel solche Gefühle hervorrufen kann – lass das bitte ärztlich abklären)
- Konflikte in der Familie, Eltern, Schwiegereltern (weil sie die Situation nicht verstehen du euch nicht genug unterstützen)
- Weniger Geld, weil Du es für Hilfsmittel ausgegeben hast (ohne langfristigen Effekt, hier wird meist nur mit der Angst der Eltern gespielt)
- Phantomweinen (Du hörst Dein Baby schreien, obwohl es nicht im Raum ist oder schläft)
- Phantomschaukeln (Du schaukelst oder wackelst ständig! Auch, wenn Du Dein Kind nicht auf dem Arm hast)
- Flashbacks (Du reagierst mit Zittern, Angst, Aufregung oder Wut, wenn Du fremde Babys weinen hörst)
- Am schwierigsten: Eine gestörte Bindung zum Baby, weil Du aus Überforderung denkst, sein Schreien sei ein Vorwurf, dass es Dich anschreit, dass es extra schreit. Nichts davon ist wahr. Nichts! Dein Baby ist immer ehrlich und es gibt sein Bestes…. genau wie Du. Sei gütig und weich mit Dir selbst 💜 Du liebst Dein Baby genug!
Abgrenzung zu Anpassungsstörungen: Was sind Regulationsstörungen?

Raucht Dir schon der Kopf wegen der 1000 Begriffe?
Du hast Recht:
Um Babyschreien herum gibt es etliche Bezeichnungen und Namen (in meinem Artikel über Schreibabys findest Du eine tolle Übersicht).
Wieso gibt es keine einheitliche Bezeichnung für starkes Babyschreien?
Ich sehe hierfür 2 Gründe:
- Hilflosigkeit: Babys können keine genauen Antworten geben, man kann sie nicht befragen. Eltern von Babys mit sogenannten Anpassungsstörungen sind oft überfordert (und das ist keine Schande! Hier findest Du Hilfe) und können keine genauen und nachprüfbaren Angaben machen. Sie werden nicht ernst genommen.
- Stimme: Unsere kleinen Babys haben laute Stimmen – wir Eltern nicht. Wir sitzen in unseren abgedunkelten Zimmern und schämen uns, weil wir denken, dass wir zu doof zum Elternsein sind, weil wir denken, dass wir alles falsch machen. Und wir reden nicht darüber. Wären wir so laut wie unsere kleinen Babys, dann gäbe es sicher schon mehr Verständnis für Kinder wie unsere!
Die Bezeichnung „Regulationsstörung“ ist ein wissenschaftlich begründeter Begriff. Es ist jedoch nicht einfach nur ein anderes Wort für Anpassungsstörungen.
Regulationsstörungen bezeichnen starke Anpassungsschwierigkeiten, mit denen die Bezugspersonen nicht zurechtkommen.
Frühkindliche Regulationsstörungen

Frühkindliche Regulationsstörungen haben 3 Symptome¹
Es war viel oben mit den Infos zu den sogenannten Anpassungsstörungen, oder?
Ok, dann bekommst Du die drei Symptome der Regulationsstörung als Screenshotvorlage 🤳🏼

👉🏼 Das bedeutet, dass Babys mit Regulationsstörungen Probleme mit Ereignissen haben, die für andere Babys nicht belastend sind.
Gleichzeitig haben (nach der Definition) die Eltern Probleme, das Baby zu verstehen, werden unsicher, hektisch, versuchen viel, werden übermüdet und verzweifelt. Das Baby spürt das und reagiert vermehrt mit Schreien und Unruhe, was die Eltern noch weiter in die Ecke drängt – ein Teufelskreis!
Beispiele für Erfahrungen, die alle Babys erleben:
- Jedes Baby wird geboren, viele Geburten sind (leider) belastend
- Jedes Baby hat am Anfang ein Verdauungssystem, dass sich neu anfühlt und manchmal Blähungen
- Viele Schwangerschaften beinhalten Stress, gemischte Gefühle, Streit (denn so ist das Leben, oder?)
- Für alle Babys sind die Eindrücke nach der Geburt etwas Neues
… aber bei weitem nicht alle Babys schreien vermehrt oder zeigen andere Probleme!
Es ist nicht feststellbar, wo die vermehrten Probleme eines Babys mit Regulationsstörungen aufhören und wo die Überlastung der Eltern anfängt. Die Übergänge sind fließend, nur eins ist klar:
Regulationsstörungen beziehen sich immer auf das Baby und seine Bezugspersonen.
Ist die Regulationsstörung eine „richtige“ Diagnose?
Nein! Auch frühkindliche Regulationsstörungen sind nicht international eingeteilt und klassifiziert.
Nur ein einziger Aspekt davon hat es in das WHO-Diagnosesystem ICD-10 geschafft: die sogenannte „Fütterungsstörung im frühen Kindesalter“ (ICD-10 F98.2).
Welche Regulationsstörungen gibt es?

In der Fachliteratur werden folgende frühkindliche Regulationsstörungen genannt¹:
- Exzessives (untröstbares) Schreien des Babys
- Schlafstörungen
- Fütterstörungen
- „Anklammerndes Verhalten“
- Bleibendes „Trotzen“
- „Spielunlust“
Wenn Dein Baby viel schreit, leidet es nicht automatisch unter einer Regulationsstörung. Aber was ist, wenn doch?
Was hilft gegen das exzessive Schreien bei einer Regulationsstörung?

Es gibt keine Medikamente gegen untröstbares Babyschreien (auch Tropfen gegen Blähungen helfen nicht). Und es gibt auch nicht die eine Sache, die das Schreien abstellt.
Das ist nicht möglich. Bei einer frühkindlichen Regulationsstörung besteht die Therapie in Beratung, Begleitung und eventuell Psychotherapie der Eltern. Das betroffene Baby sollte liebevoll beruhigt werden.
Was oft übersehen wird
Sowohl bei den sogenannten Anpassungsstörungen, als auch bei der frühkindlichen Regulationsstörung wird oft ein wichtiger Knackpunkt ignoriert:
Beides sagt nämlich nichts darüber aus, wieso Dein Baby so viel schreit und sich so wenig regulieren kann. Hierfür gibt es nämlich Gründe, die man auch teilweise heilen kann (je nachdem, was das Baby hat).
Ich habe einen Selbsthilfe-Ratgeber speziell für sehr unruhige Babys entwickelt, mit dem Du die Wurzel des Schreiens ergründen kannst: Ja gerne!
Hack für Eltern von Babys mit Anpassungsschwierigkeiten und Regulationsstörungen
Bis hierhin gelesen? Hey, danke 💜 Dafür kommt hier ein super Tipp:
Falls Du eine ärztliche Diagnose über eine „Anpassungsstörung“ oder Regulationsstörung für Dein Baby bekommen hast, kannst Du bei Deiner zuständigen Pflegekasse (welche das ist, erfährst Du bei Deiner Pflegeversicherung) einen Antrag auf einen Pflegegrad für Dein Baby stellen.
Denn mit einer Diagnose steht euch finanzielle Hilfe zu! Dieses Geld ist euer gutes Recht und für Alltagshilfe gedacht:
Haushalthilfe, Babysitter und alles, was eben einfach mehr Kosten verursacht.
Umgang mit untröstbarem Babyschreien
Wenn Dein Baby untröstbar schreit, sollte es individuell und nachhaltig beruhigt werden. Das kannst Du hier oder manchmal auch in guten Schreiambulanzen lernen.
Bitte beachte, ob die Person, die Dich berät, auch wirklich persönliche Erfahrungen mit Schreibabys und Highneedbabys hat.
Denn wer es nicht selbst erlebt hat, das stundenlange Schreien, die Lautstärke, die Verzweiflung, die grauen Nächte, die eigene Wut (und Scham darüber), kann nur schwer verstehen, was Eltern wie wir durch machen.
Und wie alleine wir damit sind 💔
Anpassungsstörung: Der Überblick

Komm, wir frischen nochmal die Anpassungsstörung auf:
Die „magischen 3 Monate“,
- nach denen es angeblich besser wird 🤔
- nach denen die „Kolik“ verschwunden sein soll 🤔
- nach denen Dein Baby weniger schreit 🤔
…sind ein Mythos.
Sorry!
Anpassungsstörung: Hier kommt die Wahrheit:
- Es gibt viele verschiedene Gründe, warum Babys viel weinen
- Einer von vielen Gründen ist das „Bauchheimweh“, das nennt man auch Geburts-Jetlag, Anpassungsstörung, Anpassungskrise, in den USA heißt es purple cry – das ist alles dasselbe!
- Wenn Dein Baby das hat, wird es nach einigen Wochen besser, in den USA sagt man 2-5 Monate, im deutschsprachigen Raum ist die Rede von 3 Monaten
- Wenn Dein Baby einen anderen Grund für sein Verhalten hat, wird es zu einem anderen Zeitpunkt besser
- Ohne Dein Baby zu kennen, ohne Dich zu befragen und ohne Dein Baby zu untersuchen, kann niemand wissen, ob Bauchheimweh der Schreigrund ist.
Jetzt weißt Du mehr als die meisten Berater 😉
Und bitte: Warte nicht auf das Ende dieser 3 Monate. Es kann Dir soviel Kraft nehmen, wenn das Schreien dann weiter geht. Achte auf Dich, auf Deine Energie 🙏🏻
👉🏻 Wann wurde es bei Deinem Baby besser? Oder wartest Du noch drauf?
Was hat Dein Baby wirklich?
Wenn Du dringend Hilfe suchst, warst Du sicher schon bei einigen Fachleuten.
Und, haben sie Dir geholfen? Hast Du Dich ernst genommen gefühlt?
Falls nicht… hilf Dir selbst 💜

Hier habe ich den Ratgeber für Dich versteckt: Reinspitzeln
Ich wünsche Dir von Herzen viel Freude und Durchblick damit! LG Ingrid
¹Manfred Cierpka (Hrsg,); Regulationsstörungen, Beratung und Psychotherapie für Eltern mit kleinen Kindern. Springer 2015.